was, warum, wie?
Schreiben kann jeder und es bringt jeden persönlich voran!
Ich bin als Leseratte geboren, und der Wunsch, ebenfalls Texte erschaffen zu wollen, in denen man sich mitteilt, und an denen andere Menschen Freude haben festigte sich sehr früh. Mein erster veröffentlichter Text entstand in den späten 1980er Jahren, und erschien in einem Informationsblättchen der Berliner Bergsteiger. Anfang der 1990er Jahre belegte ich einen Schreibkurs in einer Fernakademie. 1992 konnte ich den ersten belletristischen Text fertigstellen, der von mehreren Schriftstellern sehr gelobt wurde. Seitdem schreibe ich regelmäßig, und beziehe daraus Klarheit für mein eigenes Leben. Die Freude, die ich empfinde, wenn ein Text langsam Gestalt annimmt, ist gleichzeitig Ausgleich zur alltäglichen Alltagswelt. An folgenden Werken habe ich besonders gern mitgearbeitet:
- 2004 Ludwigsfelde, Bouldern im Quackenwald
- 2005 Dickes B
- 2017 Am Beton
- 2017 Leben in den kleinen Felsen
- 2019 Fit for Ninja Warrior
- 2021 Der perfekte Augenblick
Leistung
- Auftragsarbeiten im Bereich Sachbuch / Klettern
- Hilfe zum Thema Sachbuchtexte schreiben
- Hilfe zum Thema Schreiben als Selbsttherapie
- Lektorat Belletristische Texte
- Co-Autor
Claims
Schreiben ist wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Persönlichkeitsentwicklung
Ein perfekter Augenblick
I
Schon früh am Morgen lag der Schriftsteller hellwach und durch tiefen Schlaf gut erfrischt in seinem Bett neben seinem Freund. Nach der zurückliegenden Liebesnacht fühlte er sich gänzlich frei von Depressionen, und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder in der Lage zu schreiben. Und obwohl er sich gerade sehr wohl fühlte, wusste er, dass er nicht den perfekten Augenblick erwischt hatte, um sofort mit dem Schreiben beginnen zu können. Er hatte noch nicht gefrühstückt und er würde sich auch nicht genügend konzentrieren können, solange sein Freund noch in der Wohnung war. Es erstaunte ihn, dass er bei dieser Erkenntnis nicht sofort schlechte Laune bekam. Im Gegenteil, denn diese Situation brachte ihn auf eine interessante Frage. Was ist ein perfekter Augenblick, oder wie ließ sich ein solcher beschreiben?
Er dröselte seine Erinnerungen auf, und suchte zuerst nach all jenen Momenten seines Lebens, in denen er vollkommen glücklich gewesen war. Das waren nicht wenige, aber er merkte sofort, dass Glücksgefühle nicht reichten, um einen Augenblick perfekt zu machen. Nachdem er es nicht einmal schwer fand, aus den Glücklichen Momenten die perfekten herauszufiltern, stellte sich natürlich die Frage, was genau einen solchen Augenblick ausmachte? Schnell stellte er fest, dass all jene Momente in seinem Leben, die er im Nachhinein perfekt nennen würde, einen kleinen Makel hatten. Das schien irgendwie wichtig zu sein, denn wenn er jene Augenblicke in ihre Bestandteile zerlegte und ohne den jeweiligen Wermutstropfen wieder zusammensetzte, erschienen sie ihm
zwar immer noch schön, aber auch irgendwie fad. Warum aber benutzte man dann das Wort perfekt als Steigerung von schön, wenn der Augenblick durchaus nicht perfekt sein durfte, um perfekt zu sein? Er konnte nicht liegen bleiben. Er spürte, dass er hier den Zipfel eines Gedanken gepackt hatte, der Grundlage für einen guten Text werden konnte, und stand leise auf.
Die Morgensonne schien in seine Küche. Er öffnete die Schiebetüren der Glasfront, warf einen Blick über Pool und Terrasse aufs Meer hinaus, und sofort fiel ihm auf, dass, weit draußen, der Horizont milchig verschwamm. Ihm wurde bewusst, dass erst durch diesen Schleier am Himmel, diese warme Stimmung entstand, die seine ganze Küche erfüllte. Bei klarem Himmel wäre der Morgen genauso schön gewesen, aber er hätte dann kalt gewirkt. Es war ihm, als gäbe es ein Muster in der Welt seiner Empfindungen. Aber war das wirklich so? Brauchte es immer einen kleinen Makel, um einen Augenblick perfekt zu machen, oder waren es nur die Worte, die wir falsch wählten? War also der Klang der Wörter, die er benutzte, fehlerhaft? Milchig, diesig, verschwommen, das klang alles nicht gerade toll, wenn man einen warmen sonnigen Sonntagmorgen beschreiben wollte. Darüber musste er nachdenken. Er wandte sich vom Meer ab und ging zum Herd, um Eier mit Speck zu braten.
II
Der Schriftsteller war glücklich an diesem Morgen. Tief in seine Gedankenwelt versunken, hatte er das Frühstück zubereitet, und gerade als er den Tisch fertig gedeckt hatte, kam sein Freund in die Küche, setzte sich, noch etwas verschlafen, an den Tisch
und nahm sich wortlos ein frisch aufgebackenes Brötchen. Dem jungen Mann war deutlich anzusehen, dass er noch nicht in der Lage war, den Gedanken des Schriftstellers zu folgen, der ihm eine Tasse Kaffee eingoss, ebenfalls am Tisch Platz nahm und anfing, von seiner Arbeit zu reden: „Wort. Worte. Wörter? Es gibt Bücher in denen die Bedeutungen unserer Vokabeln erklärt sind, aber sie werden trotzdem oft anders benutzt. Es gibt Regeln die uns sagen, wie wir Wörter richtig zu benutzen haben, aber die Regeln ändern sich. Sie werden einfach angepasst, weil sich die Menschen nicht an die Regeln halten wollen, weil Sprache sonst altert, und nicht mehr zu den Gefühlen der Menschen passt. Das ist total verrückt!“
Der junge Mann sah leicht verzweifelt durch die große Glasfront, über die Terrasse zum Meer hinaus und brummte: „Lass mich in Frieden! Ich will einfach nur frühstücken, ok?“
„Ja ok, aber wozu haben wir Regeln?“
„Um sie zu brechen! Und jetzt halt die Klappe und iss!“
Der leicht gereizte Tonfall seines jungen Freundes brachte den Schriftsteller tatsächlich dazu, sich schweigend ein Brötchen aufzuschneiden und mit Butter zu bestreichen. Der Gedanke, dass er sich manchmal tagelang damit abmühte, einen Satz zu formulieren, und dieser dann trotzdem völlig verschiedene Gefühle bei den Lesern auslösen konnte, beschäftigte ihn an diesem Morgen sehr. Das musste der Schlüssel zu einer amüsant spannenden und zugleich intelligenten Story sein, deshalb fing er doch wieder an: „Wenn die Sprache von unseren Gefühlen abhängt und die Sprache wiederum die Gefühle beeinflusst, muss man sich nicht wundern, wenn Sprache mehr Konflikte schürt als beendet. Man kann ja jedes Wort verstehen wie man es selbst für richtig hält.
Da sind Missverständnisse ja überhaupt nicht zu vermeiden!“
„Klappe halten und frühstücken! Ich wüsste nicht, wo da ein Interpretationsspielraum ist.“
Das klang fast drohend, obwohl ein leichtes Lächeln den Mund des jungen Mannes umspielt hatte. So hielt der Schriftsteller also seinen Mund, und während die beiden Männer, die sich erst vor Kurzem kennen und lieben gelernt hatten, auf ihren Brötchen herumkauten, dachte der Eine: Man, der ist zu blöd, das Leben zu genießen, und der Andere: Dem kann die Welt nichts anhaben, weil er einfach zu blöd für sie ist.
In diesem Moment liebten und beneideten sie einander.
Es war ein perfekter Augenblick
Inspiration: Spiegel-Artikel über Bret Easton Ellis
erster Entwurf: April 2013
letzte Änderung: Januar 2014
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